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Kieferaufbau

Ein Kieferaufbau wird in der Regel notwendig, wenn eine zahnärztliche Versorgung mit herkömmlichen Mitteln wegen fehlenden Knochens nicht mehr möglich ist.

Die häufigste Ursache für fehlenden Knochen ist der allmähliche Kieferschwund (Atrophie) nach dem Verlust einzelner oder aller Zähne. Oft gehen Zähne verloren, weil der Knochen sich durch eine chronische schleichende Entzündung des Zahnfleisches (Parodontose) zurückgebildet hat. Wird der Zahndefekt dann durch eine schleimhautgetragene herausnehmbare Prothese versorgt, zieht der Knochen sich unter der ständigen Druckbelastung weiter zurück, bis schließlich nahezu der gesamte Knochen geschwunden ist.

Diesen Zustand bezeichnet man als Prothesenunfähigkeit, da eine herkömmliche Prothese nicht mehr zum Halten gebracht werden kann.

Weitere Gründe für einen erheblichen Knochenverlust am Kiefer stellen Unfälle, Cysten oder bösartige Veränderungen dar.

In vielen Fällen muß zunächst der Knochendefekt beseitigt werden, bevor der Zahnkranz wieder aufgebaut werden kann. Bei kleineren Defekten kann ggfs. auch der Knochenaufbau mit dem Einbringen der Implantate in einer Operation kombiniert werden ( s.u.). Grundsätzlich gilt, dass der transplantierte Knochen (nur Knochen, oder Knochen mit gleichzeitig gesetzten Implantaten) zunächst für 4 Monate ohne Belastung einheilen muß. Anschließend darf unter keinen Umständen eine herkömmliche schleimhautgetragene Prothese auf den rekonstruierten Knochen drücken, da dieser sich unter dem ständigen Druck sehr schnell wieder abbauen würde (s.o.). Eine Versorgung mit Implantaten ist in diesen Fällen das Mittel der Wahl, um den aufgebauten Knochen physiologisch zu belasten, d.h. zu stärken (s. Implantologie).

Zum Aufbau stehen uns mehrere Operationsverfahren zur Verfügung, die teilweise auch miteinander kombiniert werden können oder müssen. In der Regel können die nachfolgend beschriebenen Eingriffe in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Sind jedoch beide Seiten eines Kiefers oder gar beide Kiefer betroffen, empfiehlt sich die Operation in Narkose, zumal dann auch größere Knochenmengen in der gleichen OP entnommen werden müssen.

1. Knochenaufbau mit gleichzeitiger Implantation :

Prinzip: Kieferaufbau und das Einbringen der Implantate erfolgen in einer Operation.

Dieses operative Vorgehen ist an allen Stellen des Kiefers möglich, solange die Implantate noch in genügend ortsständigem Knochen stabil verankert werden können. Eine Kombination mit einem Sinuslift (s.u.) und/oder einer GBR = guided bone regeneration (gesteuerte Knochenregeneration) (s. Knochentransplantation) ist dabei nötig, um den fehlenden Knochen zu ergänzen. Die Knochenentnahme erfolgt in der Regel in der Nähe der Implantationsstelle, sodass ein zusätzlicher Eingriff zur Knochengewinnung vermieden werden kann. Diese Art des Knochenaufbaus ist heute mit modernen minimalinvasiven Operationsmethoden und piezochirurgischer Knochengewinnung in einer Vielzahl von Fällen möglich.

2. Einlagerungsosteoplastik (Sinuslift) im Oberkieferseitenzahnbereich :

Prinzip: es wird Knochen oder bei kleinen Defekten auch Knochenersatzmaterial an den Boden der Kieferhöhle transplantiert.

Hierzu wird vom Mund aus ein Zugang zur Kieferhöhle geschaffen. Dabei ist darauf zu achten, dass die feine innere Schleimhautauskleidung der Kieferhöhle nicht verletzt wird. In die entstehende Tasche wird Knochen eingelegt ( s. Knochentransplantation) und auf den Boden der Kieferhöhle aufgelagert. Nach dem Verschluß der Schleimhaut heilt der Knochen ein, um später mit Implantaten versogt zu werden.

3. Auflagerungsosteoplastik:

Prinzip : es wird Knochen auf den Rest des vorhandenen Kieferkamms aufgelagert.

Dieses OP-verfahren ist im gesamten Kieferbereich anwendbar. Knochenersatzmaterial ist hierfür weitgehend unbrauchbar, da meist größere zusammenhängende Stücke ohne scharfe Kanten benötigt werden, die mit kleinen Schrauben am ortsständigen Knochen befestigt werden. Anschließend muß die umgebende Schleimhaut mobilisiert werden, um den vergrößerten Kieferkamm wieder mit Weichgewebe bedecken zu können. Auch hier erfolgt nach der Knochenheilung die Implantatversorgung.

4. Sandwich-Osteoplastik:

Prinzip : es wird Knochen in den Kieferkamm eingelagert.

Auch dieses OP-verfahren kann im gesamten Kieferbereich angewendet werden, allerdings muß der noch vorhandene natürliche Kieferkamm eine Resthöhe von mindestens 7-8 mm haben. Wie der Name schon sagt, wird bei dieser Op der vorhandene Knochen wie ein Sandwich aufgeschnitten, der obere Anteil in Richtung Mundhöhle angehoben und in den entstehenden Spalt der entnommene Knochen transplantiert ( wie Belag auf das Sandwich). Auch hier sollte nur natürlicher Knochen verwendet werden, da die benötigte Menge in der Regel für Ersatzmaterial zu groß ist.

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass der ortsständige Rest des Kieferkammes wieder auf sein ursprüngliches Niveau angehoben wird und hierdurch ein möglichst natürlicher Verlauf für die nachfolgende Implantatversorgung geschaffen werden kann (besonders wichtig in der ästhetisch anspruchsvollen Oberkieferfront).

5. Distraktionsosteogenese :

Prinzip : Der Knochen wird durch geeignete Apparaturen auseinander gezogen.

Das operative Vorgehen ist zunächst ähnlich wie bei der Sandwich-Osteoplastik. Der Restkieferkamm wird der Länge nach aufgeschnitten, aber nicht in Richtung Mundhöhle verlagert; anschließend wird eine vorher angepaßte kleine Spindel an beiden Teilen des Knochens befestigt. Nach ungefähr 10tägiger Wundheilung wird die in den Mundraum ragende Spindel vom Patienten selbst "aktiviert", d.h. um ca 0,7 mm/Tag aufgedreht. Die Spindel wird nun so lange täglich aktiviert, bis der mobile Teil des Knochens die vorgesehene Höhe erreicht hat. Anschließend muß die Spindel dann unbewegt für ca. 3 Monate am Knochen verbleiben, damit der zunächst noch sehr weiche Knochen im entstandenen Spalt sich festigen kann.

Der Vorteil dieses Verfahrens ist wie bei der Sandwich-Osteoplastik zu sehen, weiterhin wird eine zusätzliche Knochenentnahme überflüssig. Leider bringen die meisten Spindeln allerdings ganz erhebliche mechanische Probleme mit sich, der monatelange Verbleib im Mund wird als sehr lästig empfunden und der Restkieferkamm muß bereits vor der OP noch relativ gut ausgebildet sein. Dieses Verfahren ist daher z.Zt. nur speziellen Fällen vorbehalten.

 
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